Rot-Weiss Essen hat bereits eine ganze Reihe von Ehrenmitgliedern. Große Spieler, große Persönlichkeiten, die RWE allesamt einen dicken Stempel aufgedrückt haben. Wenn man sich die Liste aber einmal genau ansieht, fehlt da jemand. Jemand, der in Fußballdeutschland jedem sofort einfällt, wenn er an Rot-Weiss Essen denkt. Manche träumen wohl noch heute von ihm – die einen von tollen Toren und großartigen Kabinettstücken, die anderen von schlagfertigen Dialogen und unerreichbar abgeschirmten Bällen. Aus derartigen Träumen dürfte ein gewisser Berti Vogts wohl noch heute ab und an schweißgebadet aufwachen und kontrollieren, ob seine Beine nicht verknotet sind. Die Rede ist natürlich von Willi Lippens.
Aus dem beschaulichen Kleve hat der damals 18-Jährige an der Hafenstraße sein neues Zuhause bezogen – und zwar wortwörtlich. Im altehrwürdigen Georg-Melches-Stadion bewohnte er die spätere Jugendbegegnungsstätte für die Miete von 30 Mark. Mitten in der damaligen Haupttribüne, wenige Meter von dem Platz entfernt, auf dem er die Gegner an die Wand und die RWE-Fans in seinen Bann gespielt hat.
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Für viele ist bis heute ein ungelüftetes Geheimnis wie er es mit seinem Watschelgang an einigen der damals weltbesten Verteidigern vorbei geschafft hat. So wie es für RWE-Fans die pure Freude war, ihn spielen zu sehen, war es für die Verteidiger die Hölle, gegen ihn anzutreten. Hätte es da nur die technischen Finessen gegeben, wäre alles wohl halb so schlimm gewesen. Doch sich während eines Spiels am laufenden Band Sprüche von Willi Lippens anhören zu müssen, hat die Gegner zur Verzweiflung getrieben. Nicht umsonst nutzten manche seiner Gegenspieler Oropax, um ihm seine wirkungsvollste Waffe zu nehmen.
Trotzdem hat es nicht zu den ganz großen Pokalen gereicht. Willi Lippens ist ein Beispiel dafür, dass zu großen Spielern nicht immer große Titel gehören. Obwohl er sich zwischen den beiden damals weltbesten Nationalmannschaften entscheiden konnte, blieb ihm eine große Länderspielkarriere verwehrt. Und das, obwohl die Ente sowohl für die Deutsche, als auch für die Niederländische Nationalmannschaft eine Bereicherung gewesen wäre. Dementsprechend froh können wir Deutschen – und ganz besonders Berti Vogts – sein, dass die Holländer sich nach nur einem Länderspiel selbst seiner Qualität beraubt haben.